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Das Mühlrad drehte sich wieder

14.03.2019

Müller in Zens durften ab 1807 wieder ihre eigenen Mühlen errichten

Von Julia Puder

Zens l Die Volksstimme stellt in der neuen Reihe die Heimatgeschichte der Ortschaft Zens vor, die von Dorfchronist Matthias Wiese in zwei Bänden zusammengetragen wurde. Heute geht es weiter mit dem Landhandwerk in Zens.

Die Handwerkerdichte korrespondierte eng mit der Zahl und der Wirtschaftsstärke der marktproduzierenden Bauernwirtschaften. Die hohe Handwerkerdichte in Zens und Umgebung ist unter anderem auch damit zu erklären, dass die relative Belastung durch Feudalabgaben im Verhältnis zu den Erträgen niederiger war als in anderen Gebieten und somit die Kaufkraft der für den Markt produzierenden Bauernwirtschaften höher lag.

Außerdem waren die Gesindeentgelte im Vergleich zu den ostelbischen Gutswirtschaften höher.

Ein geflügeltes Wort war „Handwerk hat goldenen Boden.“ Das traf damals nur vereinzelt zu. Allein mit den Einnahmen aus der handwerklichen Tätigkeit konnten viele ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Deshalb kauften oder pachteten sie kleinere Ackerflächen oder Gärten, um für den Eigenbedarf eine zusätzliche Quelle zu erschließen.

Nicht zuletzt bleibt festzustellen, dass das Wachstum der Dorfbevölkerung, zumindest bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in hohem Maße von Dorfhandwerkern und ihren Familien getragen wurde.

Die ortsansässigen Handwerker lassen sich in mehrere Gruppen gliedern. Handwerker, die vorwiegend für die Bedürfnisse der bäuerlichen Wirtschaften arbeiteten, waren Schmiede, Zimmerleute, Stellmacher, Tischler, Böttcher und Maurer.

Handwerker, die für die Bedürfnisse der Haushalte arbeiteten, waren Schneider, Schuhmacher und Leinenweber. Nach 1860 endete die Ära der Leineweber, weil die Konkurrenz der industriellen Webereien so groß geworden war, dass sich eine handwerkliche Weberei allgemein nicht mehr lohnte.

Nachdem 1807 der Mahlzwang, der die Bauern aus der Stadt Calbe, den beiden Vorstädten und aus zehn Dörfern, darunter auch Zens, verpflichtete, ihr Korn ausschließlich in der Calbeschen Mühle mahlen zu lassen, aufgehoben war, ging man daran, in den verschiedenen Orten eigene Mühlen zu errichten.

Damit sollten Transportaufwand gespart und das Preisdiktat aufgebrochen werden. So wurde 1819 auf den sogenannten Flachsbergen eine sechsarmige Bockwindmühle errichtet. Besitzer waren der Windmüller Johann Andreas Lücke und dessen Ehefrau Margarethe Elisabeth Lücke, geb. Freitag.

Nachfolger des am 4. Juni 1820 verstorbenen Johann Andreas Lücke wurde der Windmüller Friedrich Heinrich Julius Laue. 1841 übernahm der Sohn des Vorbesitzers Joachim Andreas Lücke die ehemalige väterliche Mühle.

Als er auf das Altenteil ging, führte sein Sohn, der Müller Andreas Friedrich Lücke, die Mühle, bis er 54-jährig kurz nach seinem Vater am 9. Mai 1885 verstarb. Seine Witwe verkaufte daraufhin im Juli 1885 das Mühlengrundstück an den Müller Wilhelm Diesing. Von 1888 bis 1890 war Otto Heinemann Mühlenbesitzer.

1897 kauften der Müllermeister Franz Koch und seine Ehefrau Maria, geb. Engler, Teile der im Dorf gelegenen vormals Lücke‘schen Grundstücke und errichteten eine Mühle südlich der alten auf der anderen Seite der Straße nach Calbe.

Der Bergbau um Zens

Um Zens herum gab es zahlreiche Vorkommen an Sand und Kies, aber auch Lehm und Ton. Im Zuge der sich verstärkenden Bautätigkeit entstanden Gruben zur Gewinnung dieser Baustoffe rings um das Dorf herum. Nach Abschluss der Ausbeutung wurden sie zu Aschegruben umfunktioniert.

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts entstand ein wachsender Bedarf an der Braunkohle als Brennstoff. 1792 nahm in Elmen eine Dampfmaschine zur Hebung der Sole ihre Arbeit auf.

Mehr über den Bergbau um Zens, die Auswirkungen der Industrialisierung und die Jagd erfahren Sie im nächsten Teil.

 

Bild zur Meldung: Chronist Dr. Matthias Wiese