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Schulgebäude bald Geschichte

21.10.2020

Lehreinrichtung in Großmühlingen entspricht nicht mehr den modernen Standards

Während Schüler und Lehrer die Herbstferien genießen, sind in Großmühlngen die Bauarbeiter fleißig am arbeiten. Der alte DDR-Schulbau hat nun ausgedient. Damit die Schüler von den Bauarbeiten nicht gestört werden, erfolgt der Abriss in den Ferien

Von Klaus-Dieter Schmidt

 

Großmühlingen l Eine Baufirma aus Schönebeck hat am Sonnabend, 17. Oktober, mit dem Abriss eines Schulgebäudes in Großmühlingen begonnen. Es handelt sich um die nicht mehr genutzte Schulbaracke auf dem Gelände des Grundschul- und Sekundarschulstandortes im Dorf. Das Gebäude gehörte zur damaligen Polytechnischen Oberschule. Nach den Abbrucharbeiten wird die Grundfläche mit Mutterboden aufgefüllt und eingeebnet.

Das Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt gemäß der Maßnahme „Unterstützung für die lokale Entwicklung in ländlichen Gebieten“ aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds gefördert. Eine Zuwendung in Höhe von 44 990 Euro zur Realisierung der Maßnahme ist dafür vorgesehen. Die Gemeinde Bördeland erhält eine Anteilsfinanzierung in beträchtlicher Höhe der förderfähigen Kosten.

Die im Vorfeld entsprechenden Hinweise: „Schulbaracke soll abgerissen werden“, wird wohl bei ehemaligen Schülern und Lehrern nicht so gerne gehört, handelt es sich doch um den 1964 errichteten Schulerweiterungsbau, so seine offizielle Bezeichnung, in der sie jahrelang unterrichtet wurden oder gearbeitet haben.

Der brachte zu jener Zeit viele Annehmlichkeiten mit sich, verfügte über fünf große Unterrichtsräume und einen für die damalige Zeit modern ausgestatteten Experimentierraum für das Fach Chemie. Lehrerzimmer, Sekretariat, Dienstzimmer für die Schulleitung und Pionierleiter vervollständigten die Innenausstattung. Aber noch viel schöner war die Ausstattung des flachen Schulgebäudes mit einer modernen Innentoilette und einer Zentralheizung. Das alte Plumsklo auf dem Schulhof hatte ausgedient.

Obwohl das große, aus rotem Backstein gefertigte, Schulgebäude in Großmühlingen lange Zeit eines der baulich besten und größten im Kreis Schönebeck war, entsprach es schon seit mehreren Jahren nicht mehr den Anforderungen einer modernen Schule. Die so dringend notwendigen Fach- und Experimentierräume fehlten gänzlich.

Die Kapazität war mehr als ausgelastet. Die Verlagerung mehrerer Klassen in das alte Großmühlinger Schloss brachte wohl eine gewisse Entlastung, jedoch waren die improvisierten Unterrichtsräume im Schloss mehr schlecht als recht zu bezeichnen.

Innovative Bauweise – für DDR-Verhältnisse

Da Großmühlingen auch weiterhin die Zentralschule für die Orte Großmühlingen und Kleinmühlingen, Eggersdorf und Zens sein wird, und auch die Schülerzahl ständig ansteigt, wurde der Bau des neuen Schulgebäudes dringend notwendig.

Anfang 1964 wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau gelegt, der in unmittelbarer Nähe des alten Schulgebäudes entstand. Es handelte sich um einen Typenbau. Knapp vier Wochen nach der Grundsteinlegung konnten die Kollegen vom VEB Landwirtschafts-Neubaukombinat Magdeburg Süd, die mit der Bauausführung beauftragt waren, das Richtfest feiern, denn zu Beginn des neuen Schuljahres 1964/65 im September sollte in dem neuen Gebäude der Unterricht aufgenommen werden, was dann auch geschah.

Das Objekt wurde aus Fertigteilen hergestellt, ein für DDR-Verhältnisse modernes Verfahren. Im Bezirk Magdeburg war es das erste Objekt, das auf diese Weise erbaut wurde. In der gesamten Deutschen Demokratischen Republik war erst ein derartiges Objekt in Neustrelitz erbaut worden.

Erinnerungen werden dem Erdboden gleich gemacht

Bei der Fertigung der neuen Bauweise wurden die notwendigen Betonpfeiler in die Erde einbetoniert, auf die dann sofort die Binder für die Dachkonstruktion montiert wurden. Anschließend folgte das Einsetzen der Fertigteile.

Diese neue Bauweise ermöglichte eine bedeutende Einsparung an Arbeitskräften.

Heute werden natürlich viele ehemalige Schüler den Abriss ihrer ehemaligen Wirkungsstätte verfolgen, in Erinnerungen schwelgen und an ihre schöne Schulzeit zurückdenken. Vorbei ist die Zeit wo vor dem Eingang des Gebäudes die Schulwoche jeden Montag mit einem Fahnenappell begann und die Pioniere und FDLler aufmerksam den Ausführungen von Pionierleiter und Direktor folgen mussten. Ein Höhepunkt für Schüler war aber auch, vor dem versammelten Schulkollektiv stolz eine Auszeichnung für besondere schulische Leistungen entgegen zu nehmen, oder die Nennung ihres Namens für vorbildliche sportliche oder gesellschaftliche Aktivitäten zu hören.

 

Bild zur Meldung: Die Abrissarbeiten des DDR-Baus beginnen während der Herbstferien. Foto: Klaus-Dieter Schmidt