Der Hochrisikopatient aus dem kleinen Zens

27.03.2020

Warum Christoph Bethge derzeit besonders gefährdet ist

 

Christoph Bethge aus Zens ist wegen einer unheilbaren Krankheit durch das Coronavirus besonders gefährdet. Für ihn können die nächsten Wochen lebensgefährlich werden.

Von Dan Tebel

 

Zens l Ganz Deutschland steht gewissermaßen unter Quarantäne. Wie viele seiner Mitmenschen ist Christoph Bethge aus Zens derzeit froh darüber, dass er sich zumindest im Garten wirklich frei bewegen kann. Etwas frische Luft schnappen, die Sonne genießen, auf andere Gedanken kommen. Obwohl er sich eine noch strengere Quarantäne selbst verordnet hat, bleibt ihm eigentlich keine andere Wahl. Geht er ein Risiko ein, könnte das für den 29-Jährigen gefährlich werden. Denn trotz seines jungen Alters gehört er in der Corona-Krise zu den Risikopatienten.

Christoph leidet schon fast sein ganzes Leben an Mukoviszidose, einer seltenen Stoffwechselerkrankung. Er ist einer von etwa 8000 Menschen in Deutschland, die an diesem vererbten Gendefekt erkrankt sind. Vom Körper gebildeter Schleim kann nicht richtig abgebaut werden und beeinträchtigt zum Beispiel die Bronchien schnell und stark. „Für Keime ist das sehr günstig, es ist wie ein Biotop“, erklärt Christoph. Die Erkrankung ist unheilbar, die Lebenserwartung liegt bei etwa 50 Jahren.

„Es fühlt sich bescheiden an, ganz oben auf der Liste der Risikopatienten zu stehen“, erzählt er gegenüber der Volksstimme im Hinblick auf die Coronakrise. Noch mehr Vorsichtsmaßnahmen. Mehr Desinfektionsmittel, Gummihandschuhe und Mundschutz gehören absolut zum Alltag. An Rezepte zu kommen, ist schwieriger geworden. Seine Eltern, die sich derzeit um die alltäglichen Besorgungen kümmern, müssen besonders vorsichtig in seiner Nähe sein. Eine regelmäßige Therapie im Uniklinikum ist derzeit nicht möglich, die Gefahr ist einfach zu groß. Treffen mit anderen Betroffenen entfällt dadurch. Rausgehen, sich Fußballspiele angucken, wie sonst auch, geht nun erst recht nicht.

Er weiß um die Notwendigkeit, aber diese Isolation war besonders in jüngster Vergangenheit schwierig für Christoph. Mukoviszidose-Betroffene müssen stark abhusten, egal, wo sie sich gerade befinden. „Man sieht mir die Krankheit an sich ja nicht an. Die Leute beim Einkaufen dachten vor wenigen Wochen, ich leide wegen des starken Hustens am Coronavirus“, erzählt er aus dem Alltag. Und mit dieser Ausgrenzung ist der 29-Jährige nicht allein. Der Verein Mukoviszidose e.V. hat kürzlich sogar eine Kampagne gestartet, um für das Thema zu sensibilisieren. „Nicht jeder, der hustet oder Mundschutz trägt, ist mit dem Coronavirus infiziert. Viele Mukoviszidose-Betroffene erleben einen notwendigen Versorgungsgang in der Öffentlichkeit derzeit als Spießrutenlauf“, heißt es dort. Unter dem Hashtag #ichbinnichtansteckend finden sich bei Twitter zahlreiche Bekundungen von Betroffenen.

Sie alle eint die stete Gefahr, die die Krankheit mit sich bringt. Bereits zwei Mal hat Christoph Bethge, der Einzelhandelskaufmann gelernt hat, eine Lungenentzündung überstanden. Das letzte Mal nach einem Flug, auf dem er sich wahrscheinlich durch die Klimaanlage etwas eingefangen hatte, vermutet er.

Im August feiert Christoph seinen 30. Geburtstag. „Das wäre ein kleiner Meilenstein für mich“, erzählt er. Dann, wenn die Coronakrise hoffentlich überstanden ist, vielleicht auch im Garten und mit vielen Gästen.

 

 

Bild zur Meldung: hristoph Bethge muss als Risikopatient nun öfter einen Mundschutz tragen. Foto: Bethge