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Schülerstreiche bleiben unvergessen

30.10.2019

 

Eingeschult vor 65 Jahren: Nun gibt es ein Wiedersehen in Großmühlingen

 

Großmühlingen l Die Besonderheit dieses Jahrganges bestand darin, dass nach der Einführung der zehnjährigen Schulpflicht in der DDR alle Schüler 1964 erstmalig ihren Schulabschluss nach zehn Jahren machen konnten.

Nach der längeren Schulzeit sei nun ein Rückblick in das Einschulungsjahr 1954 an dieser Stelle gestattet, denn es ist das Jahr, in dem die 19 Anwesenden des Treffens eingeschult wurden. Wie üblich in jener Zeit, in ihrem Wohnort. Doch dann mussten die Kleinmühlinger und Zenser ab Klasse fünf und später auch die Eggersdorfer Schüler ab Klasse sieben einen längeren Schulweg in Kauf nehmen. Die nahe gelegene Zentralschule in Großmühlingen wurde jetzt neuer Anlaufpunkt. Kleine Landschulen erwiesen sich als ungünstig für eine planvolle Schulentwicklung, waren unrentabel, hatten zu wenige Räume, hinzu kamen rückläufige Schülerzahlen, und Schulzusammenlegungen waren demzufolge von staatlicher Seite programmiert.

Eine Zeit, an die sich wohl die hinzugekommenen Schüler nicht mehr so gern erinnern, denn jetzt war für sie der tägliche Schulgang noch mit einem Fahrproblem verbunden. Bei Wind und Wetter ging es für die Kleinmühlinger auf holprigem Kopfsteinpflaster über den Weinberg in Richtung Großmühlingen. Die Zenser bevorzugten eine kürzere Wegstrecke, den Feldweg über den Weinberg. Die Eggersdorfer rollten dagegen auf der asphaltierten Mühlinger Chaussee schon weit besser zum neuen Schulstandort. In den Wintermonaten brachte der Einsatz eines Schulbusses erst Erleichterung.

Die Zentralschule Großmühlingen entwickelte sich in dieser Zeit zunehmend zu einer Polytechnischen Oberschule, und auch die Schüler dieses Jahrganges leisteten dafür ihren Beitrag. Der zwei Morgen große Schulgarten im Schlosspark oder der Unterrichtstag in der Produktion (bekannt als UTP) bei den Genossenschaftsbauern im Dorf leisteten einen Beitrag zur praktischen Ausbildung der Schüler. Etwas Geld ließ sich bei den Ackereinsätzen in der Freizeit und besonders auch beim mühsamen Rübenverziehen verdienen. Mit dem verdienten Geld wurden schöne Ferienfahrten unternommen, und von Kinderarbeit war keine Rede.

Gern erinnerte man sich an eine Fahrt nach Arendsee. Hier wurde einem Lehrer nicht nur der Schlafanzug zugenäht, sondern auch noch mit Brennnesseln versehen. Aber die Schüler gaben noch andere Streiche zum Besten. In die Rubrik „Klassischer Schülerstreich“ fiel das verzweifelte Verhalten vom Werklehrer, denn er konnte sich das ständige, kräftige Niesen und Schnupfen seiner Schüler im Unterricht nicht erklären. Die Ursache lag aber im Backpulver begründet, das zweckentfremdet von den Sechsklässlern angewendet wurde.

Die meisten ihrer damaligen Klassenlehrer und Fachlehrer sind nicht mehr. Aber mit Worten des Dankes und der Achtung wurden sie beim Treffen noch erwähnt. Erinnert wurde unter anderem an die ehemaligen Lehrer: Rosalinde Reim (verheiratete Rother), Karl Böhm, Walter Czyborra, Rosel Knönagel, Siegfried und Brunhilde Dix sowie Horst Arnhold.

Bemerkenswert ist eine Klassenbucheintragung zu Beginn des Schuljahres 1955/56 in Eggersdorf: „Ab 1. September begann der Unterricht mit der Zusammenlegung der Klassen zwei und vier. Es ist zu merken, dass Klasse vier schon einmal als 2. Klasse kombinierten Unterricht erhielt. Sie verhält sich verhältnismäßig gut bei Stillbeschäftigungen.“

Vor den Herbstferien beteiligte sich ein Teil der Schüler an der Bergung der Kartoffelernte. Bei der Schrottsammlung setzten sich auch einige Schüler beider Klassen aktiv ein, unter anderem wurden die Schüler Peter Seiler, Manfred Höschel, Roland Helge aus der zweiten Klasse erwähnt, die an diesem Abend auch anwesend waren.

Mit Freude wurde das Fotoalbum von Marga Drabetzki (geborene Engelmann) begutachtet, die seit 1984, dem ersten Treffen nach 20 Jahren Schulabschluss alle Treffen mit Bildern dokumentiert hat. Und auch zu den weiteren Treffen wird sie aus Kanada wieder anreisen. Kein Wunder, Marga wurde sogar in dem alten 135 Jahre altem Schulgebäude am 2. November 1947 in der Kellerwohnung des Hausmeisters geboren, denn ihre Mutter war zu jener Zeit dort als Hausmeisterin tätig.

Natürlich hegten alle den Wunsch, sich in absehbarer Zeit wieder zu treffen, verbunden mit einem Dankeschön an die beiden Organisatoren Heike Gillich (geb. Hohmann) und Erika Seiler (geb. Dübecke), die durch ihre Vorbereitungsarbeit alle Treffen ermöglichten.

 

Bild zur Meldung: Obligatorisches Gruppenfoto beim Klassentreffen