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"Wir nehmen die Herausforderung an"

24.09.2019

 

Volksstimme-Serie stellt die Ziele der Ortsbürgermeister aus Bördeland vor – Teil 1: Frank Ahrend, Zens

Volksstimme: Was ist das Besondere an „ihrem“ Dorf?

Frank Ahrend: Unser Dorf ist das kleinste der Gemeinde Bördeland mit nicht einmal 300 Einwohnern. Nicht nur dadurch sind wir eine Besonderheit. Es ist meiner Auffassung das landschaftlich Schönste. Zens ist von fünf Bergen (im Norden der Weinberg, im Süden der Wartenberg, im Westen der Dreihöhenberg und im Südosten der Kirch- und der Vessenberg) umgeben und einer Hügelkette mit spezieller Endmoränenlandschaft. Wir sind quasi ein Dorf im Grünen. Orientiert man sich an dieser Hügelkette, liegt Zens fast im Zentrum der Börde.

Das interessante ist, dass Zens landwirtschaftlich früher traditionell, heute jedoch modern geführt wird. Gleichzeitig ziehen immer mehr junge Familien hierher. Wir nehmen diese Herausforderung gern an, unser Dorf zunehmend zu einem Kleinod in Bördeland zu gestalten.

Auch die Menschen im Dorf sind eindeutig besonders. Alle Zenser besitzen generationsübergreifend ein starkes Heimatgefühl. Das kulturelle Klima mit dem Heimatverein, der Kirche, der Feuerwehr, dem Reitsport, der Seniorenarbeit und mit der Konzertreihe „Klänge im Raum“ ist toll. Und auch die fürsorgliche Betreuung der knapp 20 Kinder in der Kita ist besonders.

Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen im Dorf?

Zu den Stärken habe ich bereits viel erwähnt. Zusammenfassend liegen diese im Potenzial der infrastrukturellen Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Das heißt, dass wir insbesondere nach der Kommunalwahl im diesem Jahr uns neue Herausforderungen stellen. Ich halte es grundlegend für bedeutsam, das wir, ich selbst und die Bürger, mehr miteinander reden. Dann können wir im Gemeindeverband unsere Vorstellungen zur Dorfentwicklung formulieren.

Mit der vor Jahren erfolgten Schließung des Dorfkonsums ist ein wesentlicher Ort der Kommunikation und des Austausches verloren gegangen. Wir müssen hierzu neue Möglichkeiten entwickeln, zum Beispiel mit der parkähnlichen Gestaltung des Dorfzentrums durch die Entwicklung der Grünflächen und die Realisierung des neuen Sportplatzkonzeptes unter Einbeziehung der „Grünen Ecke“ als Gemeindezentrum. Die Beantragungen über das Igek-Verfahren (dient als Grundlage für zukünftige Investitionen in den nächsten 15 Jahren in der Gemeinde, Anm. d. Red.) finden dabei Berücksichtigung. Es ist durchaus eine gute Basis vorhanden, die entwickelt und ausgebaut werden muss. Ich bin mir sicher, dass viele Zenser das genauso sehen.

Eine größere Schwäche im Dorf ist das ehemalige Bauerngehöft im Zentrum, das seit vielen Jahren verfällt. Dies ist derzeit in privatem Besitz. Es bestehen mittlerweile erhebliche Bedenken für die Sicherheit der Bürger. Weiter ist es bisher nicht gelungen, präventiv den Überschwemmungen effektiv zu begegnen. Es wird weitere Bemühungen geben müssen. Prävention spart nicht zuletzt erhebliche Kosten. Die medico-soziale Betreuung kann jedoch auch noch mehr integriert werden.

Was möchten Sie in den kommenden Monaten und Jahren als Dorfoberhaupt verändern, entwickeln und verbessern?

Wie gesagt, die Gemeinsamkeit zu entwickeln, die Kinder und Jugendlichen mehr einzubeziehen, auch in den Verein „Nestwärme“. Das ist mein persönliches Anliegen. Kommunale und religiöse Interessen sind gleichrangig zu berücksichtigen. Ich biete hierzu nicht nur die Ortsbürgermeistersprechstunden jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr in der grünen Ecke an.

Es sollen auch die von mir bereits 2012 initiierten „Zenser Gespräche“ neu aufgenommen werden. Einladungen erfolgen hierzu in den Aushängen.

Zu verbessern ist die städtische Anbindung nach Calbe durch die Sanierung der Kreisstraße. Dieses Vorhaben wird schon seit vielen Jahren durch die Bemühungen um einen vorderen Platz auf der Prioritätenliste des Landkreises angestrebt.

Wie wird ihr Dorf in den nächsten 50 Jahren aussehen?

Unser Dorf sollte unter der Wahrung der Traditionen nicht nur als Vorhaltegebiet der Landwirtschaft stabilisiert werden, sondern auch eine ökologische, familiäre und kulturell-soziale Entwicklung nehmen. Wir brauchen weiter gute Konzepte, dass sich alle Bürger wohlfühlen und in einer modernen Zeit ihre Bestätigung im Dorf finden. Zens soll weiter ein „Dorf im Grünen“ bleiben und seinen Charakter der Individualität erhalten. Es liegt an uns, diese Entwicklung in ihrer Vielfalt anzugehen.

Wenn Sie einmal abdanken, möchten Sie sich mit einem bestimmten Projekt „verewigen“?

Obwohl ich mich nach 25 Jahren kommunaler ehrenamtlicher Tätigkeit als Bürgermeister, Ortsbürgermeister und Gemeinderat erneut den Herausforderungen der nächsten Legislaturperiode gestellt habe, möchte ich mir keinesfalls ein „Denkmal“ setzten. Wenn es uns allen gelingen sollte, unser Dorf zukunftsfähig in dieser nicht gerade unkomplizierten Zeit fortzuentwickeln, ist viel gewonnen.

Ich sage „wir“, weil es nicht allein durch mich oder den Ortschaftsrat zu erreichen ist, sondern die Bürger es gemeinsam in der Hand haben. Dazu sind die Probleme und Inhalte unserer Arbeit zu vielschichtig.

Dennoch wünsche ich mir weiter eine demographische Stabilisierung durch den Zuzug junger Familien, eine gesunde Infrastruktur, eine moderne Verkehrsanbindung zur Region, eine ökologisch sinnvolle Gestaltung unseres Dorfes unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Ressourcen und eine Stabilisierung des regionalen Arbeitsmarktes.

Wie finden Sie persönlich die Änderung, dass Bürger von nun an auch zur Tagesordnung des Ortschafts- und Gemeinderats Fragen stellen können?

Natürlich finde ich es sehr wichtig, dass die Bürger eingepasst in die Tagesordnung der Ratssitzungen Fragen stellen können, die sie bewegen.

Diese Fragen müssen allerdings sachlich sein und dürfen nicht zu weitschweifigen Diskussionen führen. Es gibt ohnehin viele Möglichkeiten der Erörterung von Problemen in öffentlichen Veranstaltungen, auch in den Sprechstunden der Ortsbürgermeister selbst.

 

Bild zur Meldung: Frank Ahend-Ortsbürgermeister von Zens, Am Sportplatz