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Gegen Kirchturmdenken

06.03.2019

Warum die Feuerwehren der Gemeinde Bördeland in Zukunft noch enger zusammenarbeiten wollen

Die Feuerwehren der Gemeinde Bördeland wollen noch enger zusammenarbeiten. Neben Kleinmühlingen und Zens planen Biere und Eickendorf gemeinsame Ausbildungen. Wer sich kennt, kann später gemeinsam handeln.

Von Klaus-Dieter Schmidt

Biere l Eine Tradition: Bevor Bördelands Gemeindewehrleiter Hans-Georg Fabian seine Rechenschaftslegung auf der 8. Delegiertenversammlung vor den Vertretern der sechs Ortswehren begann, gedachten die Versammelten ihren fünf verstorbenen Kameraden in Erinnerung an deren Einsatz für das Wohl der Gemeinschaft.

Kerngedanke der Rechenschaftslegung war die kontinuierliche Weiterentwicklung aller Ortswehren im zurückliegenden Zeitraum. Einige Zahlen sollen darüber detailliert Auskunft geben. Die Gemeindefeuerwehr verfügt im Jahr 2018 über eine Gesamtstärke von 313 Mitgliedern, davon 149 Einsatzkräfte, 44 Ehren und Alterskameraden, 39 Mitglieder in der Kinderfeuerwehr, 49 sind in der Jugendfeuerwehr tätig und darüber hinaus kann sich die Wehr noch glücklich schätzen, einen Spielmannszug mit 43 Mitgliedern zu haben. Alle Ortswehren mussten insgesamt zu 123 Einsätzen ausrücken, davon 85 Hilfeleistungen, 36 Brandeinsätzen, einem Übungseinsatz sowie ein Fehlalarm. Bei vielen Alarmierungen handelten mehrere Ortswehren gemeinsam.

Der Wehrleiter dazu: „Das gemeinsame Handeln und die Zusammenarbeit benachbarter Ortswehren ist heute Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Feuerwehrarbeit, die ja immer vielfältiger wird.“

Dazu gehört eine regelmäßige, abgestimmte Standort-ausbildung und Qualifizierung benachbarter Wehren, die abwechslungsreich und informativ sein soll. Etwa 25 Dienstabende führte jede Wehr durch, wobei jeder Kamerad 40 Ausbildungsstunden im Jahr leisten sollte. Im Durchschnitt waren es aber 65 Stunden. Das sind mehr als gefordert. „Ich habe einmal alle Stunden der Ortswehren zusammen gerechnet und komme auf rund 20 000 Stunden insgesamt. Und das alles Ehrenamtlich neben der eigentlichen Arbeit“, bekundete Fabian in seinen Ausführungen. Die Anwesenden quittierten seine Äußerung mit Beifall.

Damit ist die Palette der Arbeitsaufgaben noch längst nicht erschöpft. Viele Kameraden qualifizieren sich an den Wochenenden noch zusätzlich und besuchen Lehrgänge, in denen Grundwissen über Sprechfunk, Maschinistentätigkeit, Motorkettensägenführung und Atemschutz vermittelt wird, lassen sich zum Trupp- oder Zugführer ausbilden oder erwerben die Befähigung zur Führung einer Wehr oder als Betreuer einer Kinder und Jugendfeuerwehr.

Für das Jahr 2019 hat Wehrleiter Fabian folgende Aufgaben mit seinen Kameraden anvisiert: Der Besuch von Lehrgängen in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) sowie eine Ausbildung am Institut für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) wird für einige Kameraden erfolgen. Unter den Ortswehren wird die Zusammenarbeit intensiviert. Neben der zusammengelegten Ortswehr Kleinmühlingen-Zens führen jetzt auch die Ortswehren von Eickendorf und Biere ein gemeinsames Ausbildungsjahr durch. Ein Schlauch und Schaumlager sowie eine Leitstelle werden eingerichtet. Abschließend bekräftigte der Wehrleiter: „Wir werden auch weiterhin das kulturelle Leben in unseren Ortsteilen unterstützen, denn das ist für unsere ehrenamtliche Arbeit die beste Werbung.“

Ergänzt wurde die Rechenschaftslegung von Maximilian Mützelburg und Walter Siedentopf, die Ausführungen zur Kinder- und Jugendarbeit machten sowie über die Aktivitäten des Spielmannszuges berichteten. Erwähnenswert die Äußerung von Mützelburg: „In der Nachwuchsarbeit ist das gemeinsame Kennenlernen Grundvoraussetzung für späteres einheitliches Handeln. Das Kirchturmdenken sollte abgeschafft werden.“

Der Leiter des Spielmannszuges absolvierte mit seinen Musikern 38 Übungsabende und berichtete über 34 musikalische Einsätze.

Landrat Markus Bauer (SPD), der stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Roland Rasehorn, und Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD), dankten den Kameraden für ihre freiwillige Einsatzbereitschaft bei der Bewältigung des Ehrenamtes zum Wohle der Allgemeinheit. Sie betonten auch, Feuerwehrdienst ist heute mehr als nur die Bekämpfung von Bränden. Zunehmend müssen die Kameraden zu Verkehrsunfällen und Naturkatastrophen ausrücken, die Tagesbereitschaft gesichert sein und das Zusammenspiel der Ortswehren funktionieren.

Deshalb betrachtet Bürgermeister Nimmich den Erhalt seiner bestehenden Ortswehren als auch ihr ortsübergreifendes Arbeiten als eine wichtige Aufgabe, die im zurückliegenden Berichtszeitraum mit 390 000 Euro finanziert wurde und die er in Zukunft auch weiterhin unterstützen wird.

 

Bild zur Meldung: Gemeindewehrleiter Hans-Georg Fabian (links) und Bördelands Bürgermeister Bernd Nimmich (Mitte) nahmen die Auszeichnungen und Beförderungen vor. Fotos: Klaus-Dieter Schmidt