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Zenser Landarbeiter im 19. Jahrhundert

01.03.2019

Wie sich das Handwerk im ländlichen Raum entwickelte

Von Julia Puder

Zens l Die Volksstimme stellt in der neuen Reihe die Heimatgeschichte der Ortschaft Zens vor, die von Dorfchronist Matthias Wiese in zwei Bänden zusammengetragen wurde. Heute beginnen wir mit dem Landhandwerk in Zens.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts war es noch üblich, dass viele der zum Leben benötigten Gebrauchs- und Verbrauchsgüter selbst hergestellt wurden. Das betraf nicht nur Lebensmittel – das Schlachten von Kleintieren, das Brotbacken, das Buttern, die Herstellung von Pflaumenmus, das Einwecken und ähnliches – sondern auch das Spinnen, Körbe flechten, die Beschaffung von Brennholz und vieles mehr.

Der Naturalienaustausch trug erheblich zur Bedürfnisbefriedigung bei. Der Handel steckte noch in seinen Anfängen. Ab 1835 versuchten Höker (Kleinhändler) ihren Lebensunterhalt mit Handel zu verdienen. Sie konnten von vielfältiger und differenzierter gewordenen Bedürfnissen ausgehen, zu deren Befriedigung das Handwerk und die Eigenherstellung nicht mehr in der lage waren.

Auf der Basis langsam wachsender Geldeinkommen entwickelte sich eine kaufkräftige Nachfrage. Erste Höker in Zens waren Andreas Christian Sonnenberg und Johann David Christian Willmer.

In Zens hatte sich damals bereits ein außerordentlich differenziertes Landhandwerk entwickelt. Die Handwerker in Zens konnten unter der Voraussetzung der Beschaffung ihrer wichtigsten Rohstoffe Holz und Eisen die Bedürfnisse der Bauern und der Haushalte befriedigen. Warum sollte ein Bauer seine Pferde zum Beschlagen nach Calbe bringen, wenn er das vor seiner Haustür von Schmiedemeister Heinrich Becker schnell und mindestens genauso gut erledigen lassen konnte?

Auch die gängigen Geräte wie Pflüge, Eggen, Sicheln, Sensen, Hacken, Dreschflegel und Pferdewagen konnten von den ortsansässigen Handwerkern nicht nur repariert, sondern auch hergestellt werden. Die Handwerker arbeiteten zwar vorrangig für den örtlichen, aber natürlich auch für den regionalen Bedarf. Die Konkurrenz durch in Manufakturen gefertigte Gebrauchsgüter wie Stoffe, Kleidung, Schuhe aber auch Geräte für die Landwirtschaft war in vielen Zweigen noch lange Zeit gering.

Grundvoraussetzung für die Ausbreitung des Landhandwerkes war, dass in der Landwirtschaft ein ausreichend großes Mehrprodukt erzeugt wurde und ein möglichst großer Teil davon auch im Dorfe verblieb. Ohne ausreichend Kaufkraft konnte sich kein Handwerk entwickeln.

 

Bild zur Meldung: Chronist Dr. Mattias Wiese