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„Die grüne Ecke“: Gelebte Gemeinschaft

27.07.2018

Foto von Grundsteinlegung weckt Erinnerungen an Zusammenhalt unter den Vereinen

Wenn alle an einem Strang ziehen, kann in Eigeninitiative Großes erreicht werden. Dafür ist die „Grüne Ecke“ in Zens ein sehr gutes Beispiel. Und darum ging es auch beim aktuellen Heimaträtsel.

Von Heike Liensdorf

Zens l „Das Foto zeigt die Grundsteinlegung für die ,Güne Ecke‘ am Sportplatz in Zens. Auf dem Foto sind von links Fritz Querfurth, Harald Jähnke, Horst Kubbe (Kuba), Helmut Kayser und Wilfried Jähnke zu sehen. Der Bau ging damals auf Initiative von Dorf und Jugendclub aus und war für uns – ich war selber mit dabei – eine tolle Sache“, schreibt Hartmut Schröder, von 1957 bis 1986 Zenser, in seiner Mail an die Volksstimme-Redaktion. Das Foto müsste im März 1974 entstanden sein, schätzt er. Der Keller (nur unter der Küche) und die Streifenfundamente seien schon fertig gewesen. Diese seien im Herbst bereits gebaut worden. „Der gesamte Bau wurde von uns ehrenamtlich errichtet. Ich selber habe etwa 900 Stunden während meiner Lehrzeit geleistet und dafür die ,Ehrennadel der Nationalenfront‘ in Bronze bekommen“, erinnert er sich noch.

Das Material sei über alle möglichen Quellen besorgt worden. „Hauptorganisator war damals Adolf Schäfer als Vorsitzender vom Dorfclub und Brigadier für Technik in der LPG. Zement kam lose auf Anhängern mit Papier und Plane abgedichtet aus dem Zementwerk Glöthe (billiger Fegezement). Gasbetonsteine zweiter oder dritter Wahl aus dem Werk in Calbe, Kies von der Grube an den Akazien nahe Zens und Sand zum Mauern und Putzen aus Plötzky. Die gesamte Technik für Fuhrleistungen, Baggerarbeiten ... wurden von der LPG gesponsert.“ Der Bau der „Grünen Ecke" habe damals gezeigt, wie man mit Zusammenhalt und Kameradschaft unter den Vereinen (Feuerwehr, Dorfclub, Sportverein) Großes erreichen kann. „Ich glaube, heutzutage wäre dies in der Form nicht mehr möglich“, so Hartmut Schröder weiter. Zur Einweihung habe es damals eine Riesenfete gegeben. Mit Schlachtefest – das Schwein habe die LPG gesponsert, berichtet er.

Auch Norbert Stein weiß Bescheid, dass im Heimaträtsel Zens die Hauptrolle spielt, genauer gesagt die „Grüne Ecke“, das Sport und Freizeitzentrum. „In dem Gebäude fanden zwei Umkleidekabinen, zwei Toiletten, ein Gastraum und eine Küche Platz. Unter der Küche wurde auch ein Keller als Vorratsraum geplant. Im Gastraum hing lange Zeit eine Tafel, welche meiner Meinung nach mit der Schlüsselübergabe erstellt wurde.“ Darauf sei zu lesen:

Wem die Grüne Ecke nicht gefällt,

dem sei hier geraten:

Der Neider sieht nur das Blumenbeet,

jedoch nicht den Spaten.

„Horst Sroka war sicher der Fotograf. Er hat jede Arbeitsstunde der fleißigen Helfer und jeden Bauabschnitt akribisch dokumentiert. Denn das ist in jedem Fall erzählenswert, dass die ,Grüne Ecke‘ überwiegend in ehrenamtlicher und freiwilliger Arbeit gebaut wurde. Sie dient der Gemeinde in Zens auch heute noch und erfüllt immer noch ihren Zweck“, schreibt der Zenser in seiner Mail. Wer wobei auf dem Foto zu sehen ist, kann auch Ulrich Sroka genau sagen. Und er bestätigt die Annahme von Norbert Stein: „Das Foto stammt aus den Aufzeichnungen von Horst Sroka, der alle Arbeitsleistungen und Aktivitäten festgehalten hat. Der Dorfklub Grüne Ecke wurde fast ausschließlich durch Eigenleistung der Bürger der Gemeinde Zens erbaut.

Aus jedem Haushalt war mindestens eine Person beteiligt, vom Opa oder Oma bis zum Knirps. Ich selbst wohne in Zens und habe den Aufbau der ,Grünen Ecke‘ miterlebt. Ich arbeite zwar zurzeit in South Carolina, USA, aber als ich das Bild gesehen habe, konnte ich mich sofort wieder an diese schöne Zeit erinnern“, teilt er in einer Mail mit.

Des Rätsels Lösung wissen auch Erika Bethge, Rita Querfurt (beide aus Zens) und Hans-Joachim Stephan aus Gnadau. Ebenso Monika Jähnke aus Zens – weil sie beim morgendlichen Blick in die Volksstimme auf dem Foto ihren Mann Wilfried erkannt hat. „Ich habe zu ihm gleich gesagt: Guck mal“, erzählt sie, beide hätten sich gefreut, das Bild aus längst vergangenen Tage zu sehen. Leider seien die anderen vier Männer bereits verstorben.

Über einen Biberticket-Gutschein kann sich Hartmut Schröder freuen. Dieser liegt wochentags von 9 bis 16 Uhr in der Redaktion Schönebeck zum Abholen bereit.

 

Bild zur Meldung: Die „Grüne Ecke“ in Zens wird im Sommer 1974 mit großem Bahnhof feierlich eröffnet.Fotos: Archiv Horst Sroka