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„El Hakim“ sorgt für ein Schlüsselerlebnis

29.03.2018

Frank Ahrend, Arzt in Schönebeck und Ortsbürgermeister in Zens, wird heute 65 Jahre alt

Seinen 65. Geburtstag feiert heute Frank Ahrend. Er ist Ortsbürgermeister von Zens und Arzt in einer Gemeinschaftspraxis mit seiner Frau. Die Volksstimme traf den Jubilar und bekam Überraschendes erzählt.

Von Olaf Koch

Zens l Es ist eine Frage, die Dr. Frank Ahrend in diesen Tagen immer wieder gestellt bekommt – von Patienten, von Bürgern seines Dorfes, von Bekannten: „Wie lange müssen Sie denn noch?“ Arzt Frank Ahrend muss gar nicht, er will, um die Frage gleich vorweg zu beantworten. „Wissen Sie: Für mich ist das Arztsein Berufung. Die Arbeit macht mir Spaß. Warum soll ich mit etwas aufhören, für das ich noch jeden Tag Begeisterung empfinde?“, fragt der Internist zurück. Das berufliche Ende möchte er selbst bestimmen.

Wenngleich für Frank Ahrend der 65. Geburtstag durchaus eine Zäsur ist, möchte er mit seiner Frau Ute weiter medizinisch tätig sein. Dass er einmal Arzt werden würde, daran ist zunächst nicht zu denken. Frank Ahrend wird in Magdeburg geboren. Seine Eltern sind das Drogisten-Ehepaar Hans und Irma Ahrend, die ein Geschäft in Magdeburg-Rothensee betreiben. Der Einstieg in das elterliche Geschäft hätte vorgezeichnet sein können. Doch am Ende wird Frank Ahrend Arzt. „Auch wenn Sie es mir nicht glauben, aber es gab dafür ein simples Schlüsselerlebnis“, berichtet der Arzt im Gespräch mit der Volksstimme. Er liest nämlich als Kind den Roman von John Kittel „El Hakim“ (Der Arzt), ein Buch, das in Ägypten während der englischen Kolonialzeit spielt: Der kleine Ibrahim wächst als Sohn koptischer Christen in Armut auf. Sein größter Wunsch ist es, Arzt zu werden. Mit eisernem Willen erreicht er sein Ziel und wird ein berühmter Hakim, also Arzt. Seine bewegte Laufbahn führt ihn über Kairo und kleine Dörfer am Nil zu hohem Ruhm nach London und Paris, schließlich aber – todkrank – wieder zurück in seine Heimat.

Diese Geschichte ist die Initialzündung. Nach dem Studium der Humanmedizin an der damaligen medizinischen Akademie Magdeburg erhält Frank Ahrend im Jahr 1982 seine Facharztanerkennung für Innere Medizin. Ein Jahr später bekommt er den wissenschaftlichen Grad als Dr. med. über die diabetische neuropathische Osteoarthropathie – eine Sonderform des diabetischen Fußes. „Damals ziemlich neu, heute noch alles aktuell“, fasst Ahrend das Thema seiner Dissertation zusammen.

Die nächsten Stationen des jungen Arztes sind vorgezeichnet: 1983 bis 1987 Zentrale Poliklinik in Magdeburg, Innere Klinik, dann bis 1989 Aufbau der ersten diagnostischen Abteilung für Ultraschalldiagnostik am Kreiskrankenhaus Schönebeck. Mit der politischen Wende und einige Jahre danach ist er Chefarzt der Poliklinik des Städtischen Klinikums Magdeburg-Olvenstedt.

Nach der Wende tritt er in die CDU ein

Frank Ahrend ist ein bodenständiger Mensch, aber kein angepasster. Die dauernden „Gespräche“, die ihn zum Eintritt in die sozialistische Einheitspartei bewegen sollen, kann er abwehren. Als er dann noch mit seiner Frau Ute die gemeinsame Tochter Silke taufen lässt, geben ihn die Genossen endgültig verloren. „Ich fühlte mich schon immer der christlichen Partei hingezogen, wobei der Eintritt in die damalige Blockpartei überhaupt nicht in Frage kam“, erzählt Frank Ahrend. Erst nach der Wende wird er Mitglied der CDU.

Anfang der 1990 Jahre verändert sich das Leben von Frank Ahrend im Schnelldurchlauf. 1990 zieht er mit seiner Frau nach Zens, zwei Jahre später gründet das Paar eine Gemeinschaftspraxis in der Elbestadt, und seit 1994 ist er Bürgermeister des kleinen und beschaulichen Zens‘. In dieser Zeit bis heute kann der damalige Gemeinde- und heutige Ortschaftsrat mit dem Ortsbürgermeister das Bild des Dorfes positiv verändern: Die Dorferneuerung greift, Straßen werden saniert, der Dorfclub geschaffen, Sportplatz und „Grüne Ecke“ bekommen ein neues Aussehen, Kirche, Spielplatz und Kita, um nur die Schlagworte aufzuzählen.

Dass Frank Ahrend heute nun 65 Jahre alt wird, bedeutet nicht, dass er das Handtuch wirft: nicht beruflich und auch nicht politisch. „Ich denke schon, dass es in Zens noch einiges zu tun gibt“, so das Geburtstagskind auf seine weiteren Ziele befragt. So steht die Fortentwicklung der Infrastruktur im Dorf entgegen der demografischen Entwicklung ganz oben auf der To-Do-Liste. Auch die Kreisstraße zwischen Zens und Calbe sowie der Plattenweg zwischen Zens und Kleinmühlingen hat er im Blick, „auch wenn manch einer das nicht hören möchte“, gibt sich Ahrend kämpferisch.

Entspannung von Beruf und Ehrenamt bringt für den 65-Jährigen die Familie, vor allem aber die zwei Enkelkinder, die Zwillinge Marie und Sophie. Zudem ist er in der Freizeit in seinem Garten tätig und betreibt mit seiner Frau und den Enkelkindern den Reitsport. Und es ist sein Hobby, sich im beruflichen Fach weiterzubilden.

Wenn ich einmal Gesundheitsminister wäre

Aufmerksam hat der aktive Christdemokrat in den vergangenen Wochen die Koalitionsverhandlungen in Berlin verfolgt. Welche drei Dinge hätte Dr. Frank Ahrend anders gemacht, wenn ihn die Kanzlerin zum Bundesgesundheitsminister ernannt hätte? „Ich würde als Gesundheitsminister auf jeden Fall die freie Arztwahl erhalten“, sprudelt es aus Arzt Ahrend heraus. Zudem würde er den Blick auf die klinische Medizin schärfen, bei der Behandlung müsse in seinen Augen eine medizinische Notwendigkeit vorhanden sein. Und: „Wegen des Notfalldienstes muss die Bevölkerung dahingehend sensibilisiert werden, dass tatsächlich nur Notfälle gemeldet werden. Alles andere bindet zu sehr die Kräfte.“

Fast so wie damals „El Hakim“ im fernen Ägypten.

 

Bild zur Meldung: Frank Ahrend, Arzt in Schönebeck und Ortsbürgermeister in Zens, feiert heute seinen 65. Geburtstag. Foto: Atelier Matthias Urban