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Wer macht ehrenamtlich den Fahrer?

20.01.2018

Bürgerbus-Idee begeistert Seniorenrat Bördeland nicht, dafür aber ein Projekt auf Kreisebene

Es geht um die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum. Diese möchte der Seniorenrat der Gemeinde Bördeland mitgestalten. Während ein Projekt der Europäischen Union auf wenig Gegenliebe stößt, bringt er sich rege bei einem Bundes-Modellvorhaben auf Kreisebene ein.

 

Bördeland l Wie ist es um die Mobilität im ländlichen Raum bestellt? Wie kann sie in Zukunft gewährleistet werden? Bus und Bahn werden für die immer älter werdende Landbevölkerung unverzichtbar.

Ein Projekt der Europäischen Union zur Sicherung von Mobilität im ländlichen Raum ist vor gut einem Jahr in Biere dem Seniorenrat der Gemeinde Bördeland vorgestellt worden (die Volksstimme berichtete). Sophie Golinski vom Verkehrsministerium des Landes warb für eine Bewerbung, um Modellregion werden zu können. Das würde bedeuten, dass neue Mobilitätsprojekte getestet werden. Im Mittelpunkt stand der Bürgerbus. „Das Prinzip des Bürgerbusses lässt sich leicht zusammenfassen: Ein Verein gründet sich, der wiederum betreibt einen von einem Verkehrsunternehmen gemieteten Kleinbus und lässt diesen auf einer Linie fahren. Die Besonderheit: Hinter dem Steuer sitzt ein ehrenamtlicher Fahrer“, hieß es damals in der Volksstimme.

Doch was ist aus diesem Projekt geworden? Peter Mennicke, Pressesprecher im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt, teilt auf Nachfrage mit: „Bei der Gesprächsrunde handelte es sich um eine vom Salzlandkreis organisierte Informationsveranstaltung zum Modellvorhaben des Bundes ,Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität im Salzlandkreis‘. Sophie Golinski hat dort als Gast unser Haus vertreten und für das Bürgerbus-Projekt geworben. Unser Ministerium hat seinerzeit nach geeigneten Kandidaten gesucht, die Bürgerbusse als Pilotprojekt testen möchten. Die Veranstaltung bot eine gute Plattform, da neben Ortsteilbürgermeistern auch Vertreter verschiedener Initiativen vor Ort waren.“ Das Thema Bürgerbus sei dort auch sehr rege und positiv diskutiert worden, so Mennicke. „Aber trotz unseres Angebots, sich bei Interesse an uns zu wenden, um noch detaillierter darüber zu sprechen, hat danach leider niemand aus der Runde Kontakt zu uns aufgenommen. Aus dem Kreis der Interessenten (damals etwa zwölf) zur Umsetzung eines Bürgerbusses sind letztlich die zwei mit den besten Konzepten ausgewählt worden. Im Februar/März 2018 starten nunmehr die Bürgerbusse in Osterburg und Möser.“ Aufgrund der Vielzahl der Interessenten solle die Förderung des Einsatzes von Bürgerbussen jedoch verstetigt werden. Derzeit erarbeite die Nahverkehrsgesellschaft dafür ein entsprechendes Konzept, so der Ministeriumssprecher.

Das Bürgerbus-Modell habe zu „viele ungelöste Fragen“ aufgeworfen, erklärt Rosemarie Ziem, Vorsitzende des Seniorenrates Bördeland. Zum Kauf des Kleinbusses, zu Erhalt und Pflege, vor allem aber zur Nutzung und zum Kraftfahrer, der ehrenamtlich sein müsse. Deshalb habe man davon Abstand genommen. Doch im Modellvorhaben „Versorgung und Mobilität im Salzlandkreis“ bringe man sich rege ein.

Dabei ist der Salzlandkreis – als einzige Region in Sachsen-Anhalt – eine von 18 Modellregionen. Es geht darum, hier Ideen zu entwickeln, die Versorgung und Mobilität im Landkreis langfristig sichern sollen (siehe Infokasten). Dazu finden auf verschiedenen Ebenen regelmäßig Beratungen statt.

Eine nächste Beratung des Seniorenrates Bördeland ist am 29. Januar. „Im Moment erstellen wir eine Analyse der Versorgung unserer älteren Bürger auf dem Gebiet Handel, ärztliche Versorgung, Finanzgeschäfte, Dienstleistungen und Verkehrsanbindung in Bördeland“, sagt Rosemarie Ziem und weiter: „Nur so können wir die Belange unserer älteren Menschen richtig einschätzen und der Verwaltung helfen, richtige Entscheidungen zu treffen.“

Zur Versorgungssituation in der Gemeinde Bördeland listet Bürgermeister Bernd Nimmich die derzeitige Situation auf: Die Busverbindungen seien durch den Kreisverkehrsbetrieb gesichert, auch Schulbusse können genutzt werden, im Bereich Zens gebe es auch die Möglichkeit des Rufbusses. In den einzelnen Ortschaften gibt es derzeit folgendes Angebot:

• Welsleben und Biere: Kaufhallen, Bäcker, Fleischer, Sparkasse, Post, Frisör, Arzt, Zahnarzt

• Eggersdorf: Frischmarkt, Arzt, Frisör, „fliegende Händler“ Bäcker und Fleischer

• Eickendorf: Frischmarkt, Frisör, „fliegende Händler“ Bäcker, Fleischer, Eiermann

• Großmühlingen: Einkaufsmarkt, Bäcker, Poststation, Arzt, Frisör

• Kleinmühlingen: Einkaufsmarkt, Arztsprechstunde, „fliegende Händler“

Zens: „fliegende Händler“.

 

Bild zur Meldung: Gemeinde Bördeland